Vergesellschaftung von Kaninchen

Im Idealfall schafft man sich ein bereits zusammengeführtes Kaninchenpärchen bzw. eine schon vorhandene Gruppe  an.
Doch was tun, wenn das Partnertier verstirbt?

Wie in den Haltungsbedingungen von Kaninchen immer wieder erwähnt wird, sollten Kaninchen niemals alleine leben. Also muss ein neuer Partner für das Kaninchen her! 
Bei der Auswahl des Partners sollte man nicht nur danach auswählen, welches Kaninchen süß aussieht, sondern auch andere Aspekte beachten:
- Alter (wenn man ein“ Kaninchen-Rentner“  im Alter von beispielsweise 8 Jahren hält, sollte man als neues Partnertier nicht ein Kaninchen auswählen, welches beispielweise 4 Monate alt ist. Kaninchen im Alter benötigen Ruhe, wie alte Menschen auch. Das junge Kaninchen wäre viel zu aktiv und spiellustig für das alte Kaninchen, sodass Ärger vorprogrammiert ist.)
- Geschlecht (beste Kombination für ein Pärchen ist natürlich ein kastriertes Böckchen und ein Weibchen. Alles andere ist selbstverständlich möglich, aber die Vergesellschaftung verläuft wesentlich schwieriger. Auch nach der Vergesellschaftungsphase würde es dann noch oft Machtspielchen geben!)
- Charakter (im Tierheim als auch aus privater Hand kennen die Halter meistens den Charakter der Tiere, was sinnvoll ist für die Auswahl des Tieres. Habe ich zuhause nun ein sehr dominantes kastriertes Böckchen im Gehege warten, wäre es sinnvoll ein unterwürfiges Kaninchenweibchen anzuschaffen, sodass die Zusammenführung zügig voran geht. Zwei dominante Kaninchen zusammenzuführen ist Stress für Tier und Halter. Macht- und Dominanz-Kämpfe finden nahezu kein Ende.  Wenn man also beide Tiere charakteristisch etwas beurteilen kann, ist es von Vorteil!)
- Jungtiere sollte man erst so zwischen der 16.- 18.-Lebenswoche vergesellschaften, da vorher die Haut der Jungtiere sehr zart und dünn ist und diese bei einer rüden und schroffen Zusammenführung reißen könnte. Deshalb ist hier wieder zu erwähnen, dass es sinnvoll ist gleichaltrige Kaninchen zusammenzuführen (s. Alter).

Hat man unter Berücksichtigung obiger Kriterien ein Kaninchen ausgesucht, sollte zunächst eine Quarantäne-Zeit für den Neuzugang eingehalten werden. Er lebt also (hier ausnahmsweise) für einige Tage in Einzelhaltung, um sein Verhalten zu beobachten und evtl. Krankheiten festzustellen. Manche Erkrankungen kommen nämlich erst zum Vorschein, wenn das Tier zur Ruhe kommt! Deshalb sollte man auch die ersten 3-4 Tage den Kot sammeln und beim Tierarzt untersuchen lassen.

Nach der „Einzelhaft des Neuankömmlings“ kann die Vorbereitung für die Zusammenführung/Vergesellschaftung beginnen:
- Neutraler Raum (eine großzügige Fläche finden, auf der sich noch keines der Kaninchen aufgehalten hat. In der Wohnungshaltung ist das oftmals schwierig, da die Kaninchen schon überall mal waren und umher gelaufen sind. Hier hilft dann ein Raum im Keller,  die Wohnung eines Bekannten/Verwandten, oder man neutralisiert die Umgebung des vorhandenen Kaninchens mit Desinfektions- und Reinigungsmitteln, Essig-Essenz etc... . Bei der Außenhaltung sollte man die Reinigungsmaßnahmen selbstverständlich auch durchführen und auch selbst gebuddelte Höhlen und Bauten der  vorhanden Kaninchen schließen, damit diese keinen Heimvorteil haben. Die Größe dieses neutralen Raumes sollte nicht etwa einen ganzen Raum/ein ganzes Gehege umfassen, sondern nur etwa so 2-3 qm, damit sich die Tiere auch miteinander beschäftigen müssen und sich nicht dauerhaft versuchen aus dem Weg zu gehen.)
- Ablenkung (damit die Tiere nicht direkt aufeinander losgehen und es zu Ruhe-Phasen während der Zusammenführung kommt, verteilt man Futter, Leckereien und Spielzeuge im zugänglichen Umfeld. Ein gemeinsames Knabbern und Fressen an den ausgelegten Lebensmitteln kann die Stimmung schon heben und zur ersten Annäherung verhelfen! Werden Höhlen, Häuser & Co. als Ablenkung aufgestellt, müssen diese immer mindestens zwei Ein-/Ausgänge haben, damit die Kaninchen sich nicht gegenseitig in die Enge treiben –das ist ganz wichtig!!)
- Antiseptikum sollte bereitstehen, falls es bei einer sehr ruppigen Vergesellschaftung doch mal zu kleinen Wunden kommt. Hierfür eignet sich zum Beispiel: Betaisodona, Herba Med Antisptikum etc… . Bei bedenklichen, größeren Verletzungen bitte umgehend einen Tierarzt aufsuchen!

Die eigentliche Zusammenführung kann also nun initiiert werden. Hierbei ist es wichtig, dass beide Kaninchen gleichzeitig den neutralen Raum betreten, damit wieder keines der Kaninchen einen Vorteil hat.
Es können nun, je nach Charakter und Interessen der Kaninchen, verschiedene Dinge passieren. Manche Kaninchen erkunden erst den Ort, ohne den „Rivalen“ zu beachten, andere stürzen sich auf die Leckereien, oder wieder andere gehen sofort zum beschnuppern auf das unbekannte Tier zu!
Eine angespannte Körperhaltung der Tiere (Schwänzchen/Blume waagerecht, Kopf und Ohren neugierig nach vorne gestreckt) mit Blick auf den vorerst genannten „Rivalen“, sollte den Halter nicht beunruhigen, sondern in Geduld üben. Langsam werden die Tiere sich aufeinander zubewegen um zu schnuppern und leider auch kleine Bisse zu verteilen, was aber vollkommen natürlich bei der Zusammenführung ist. Die Jagereien beginnen dann häufig nach den ersten, für den Mensch unwesentlich aussehenden, Körperkontakten. Wenn Fell fliegt und hinterher gehetzt wird, sieht es schlimmer aus, als es ist. Es ist wichtig, dass der Halter nicht eingreift. In das Geschehen eingreifen sollten die menschlichen Beobachter nur, wenn sich die Tiere ineinander verhaken und festbeißen und keines der Kaninchen nachgeben mag.  Man bemerkt bei Vergesellschaftungen oft, dass Kaninchen knurren, fiepen, beißen und auch fauchen können. Viele Tierhalter rechnen damit nicht und trennen die Kaninchen dann zu früh voneinander.
Solange sich die Kaninchen also nicht beim Anderen festbeißen und es nicht den Anschein macht, dass gleich beide/alle Kaninchen große Wunden erleiden werden, dürfen die Kaninchen während der gesamten Zusammenführungsphase nicht getrennt werden. Eine vorzeitige Trennung würde jede Aggression steigern und den nächsten Versuch der Zusammenführung massiv erschweren.

Bei ganz ängstlichen Tieren, die sich aus dem Weg gehen, sollte man die Zusammenführung etwas „erzwingen“. Hierfür sind nun besser zwei Menschen/Halter nötig.
Beide Tiere werden auf den Arm genommen(also ein Kaninchen pro Halter) und man setzt sich nebeneinander so hin, dass die Kaninchen sich im Schoß des Halters befinden und sich sehen, beschnuppern und berühren können. Das kann man so einige Minuten, unter ständigem Streicheln als Ablenkung, machen, sofern nicht gebissen und geschnappt wird. Denn das würde den Tieren wieder in einen Angstzustand versetzen, was ja hierdurch vermieden werden sollte. Danach setzt man sie wieder gleichzeitig in „den neutralen Raum“ und beobachtet ob sich die Situation weiter entwickelt.

Eine Vergesellschaftung kann, je nach Charakter der Tiere, nach 2 Tagen vorbei sein, aber auch einige Wochen andauern. 

3 Kommentare:

  1. Hallo ;) ich hab ne frage:
    Geht das,wenn man ein 2-3 jähriges kaninchen hat (m) und da dann ein 6 monate (w) altes hinzu setzt ?

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    1. Hallo,

      wenn dein Kastrat doch sehr lebendig und immer noch verspielt ist, kannst du die Zusammenführung mit einem jüngeren Weibchen versuchen.
      Wichtig ist hier auch, dass du genügend Spielmöglichkeiten anbietest, sodass das jüngere Weibchen auch beschäftigt ist, wenn das etwas ältere Männchen Ruhe- und Entspannungsphasen braucht!

      In jedem Fall würde ich jede Vergesellschaftung versuchen, bevor ein Kaninchen wohl möglich allein leben muss - das darf nicht passieren!

      Bei mir ist es auch so, dass Meusel fast 3 Jahre alt und Nicki 2 Jahre alt waren, als Jinx mit einem Alter von einem halben Jahr dazu kam. Es funktioniert sehr gut, da alle drei Kaninchen ungefähr den gleichen Bewegungs- und Aktivitätsdrang haben. Sie lassen sich auch ihre Freiräume, wenn der ein oder andere doch mal mehr müde ist.

      Ich hoffe ich konnte Dir mit meinem Kommentar weiter helfen und verbleibe mit freundlichen Grüßen :-)

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  2. Achso ja! mein kastrat ist sehr lebendig!

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